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Verrückte Rechenspiele vorm Finale

Castanea Resort Pro Golf Tour Championship 2016

Er saß etwas ratlos auf einem Stuhl im Clubhaus, spielte gedankenverloren mit seiner Kappe und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Er wolle, sagte Max Kramer, jetzt einfach gar nicht mehr rechnen. "Das macht einen doch eh nur völlig verrückt!"


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Adendorf − Was den Deutschen, aktuell Nummer 4 der Pro Golf Tour Order of Merit und auch beim finalen Turnier der Saison 2016 nach 36 Löchern an Position 4, genauer gesagt T4, geführt, so verrückt macht, ist die Tatsache, dass klar ist, dass nichts klar ist. "Wenn es ganz schlecht für mich läuft, dann gewinnt morgen Stanislav Matus das Turnier und Mathieu Fenasse wird Zweiter. Dann kann ich so gut spielen, wie ich will, dann bin ich raus."

Ohne Kramers mathematische Berechnungen einer strengen Prüfung zu unterziehen: Das Saisonfinale der Pro Golf Tour 2016 entwickelt sich tatsächlich zum spannendsten Enspiel-Krimi der Tourgeschichte. Nach 18 Turnieren und zwei Runden läuft alles auf den letzten Durchgang des Jahres hinaus, auf die dritte Runde der Castanea Resort Pro Golf Tour Championship 2016. Die beginnt am morgigen Mittwoch um 8:20 Uhr, an Tee 10, wo Amateur Claudio Consul die Ehre hat vor Daniel Wünsche. Die sportliche Musik allerdings spielen morgen die Akteure, die von Abschlag 1 in die letzte Wettspiel-Runde des Jahres starten. Und bereits um 8:40 Uhr beginnt ein möglicherweise richtungsweisendes Duell: Mit dem Belgier Christopher Mivis und dem Deutschen Patrick Kopp teen dann die aktuelle Nummer 3 und 5 der Pro Golf Tour Order of Merit auf, und dass sie das so früh am Tage tun, ist ein erster Hinweis darauf, dass es für beide alles andere als gut lief in den ersten beiden Durchgängen des Turniers. 1 über Par und 145 Schläge stehen jeweils zu Buche, Mivis sammelte sie mit Runden von 73 und 72 Schlägen, Kopp ließ einer starken 67er-Auftakt-Runde eine enttäuschende 78 folgen. Beide laufen damit Gefahr, noch aus den Top 5 zu rutschen und die Spielberechtigung für die European Challenge Tour 2017 in letzter Sekunde noch zu verpassen.

Mr. Final Round

Denn während nur der Führende des Rankings, der Franzose Antoine Schwartz, und die Nummer 2, Julian Kunzenbacher aus Bielefeld, in jedem Fall schon den Aufstiegs-Champagner kalt stellen können, müssen sowohl Mivis als auch Kopp und natürlich auch der Viertplatzierte Max Kramer unbedingt punkten. "Ich habe eigentlich gar nicht so schlecht gespielt", konstatierte Kopp nach seiner Sechs-über-Par-Runde, "gefühlt war das eigentlich gar nicht so weit weg von der Leistung am ersten Tag". Dieses Gefühl, und die Tatsache, dass er am Finaltag einer Turniers traditionell stark aufspielt, lassen ihn auch mit Optimismus nach vorne blicken: "Mein Spitzname auf der Tour ist Mr. Final-Round", sagt Kopp, und die Berechtigung diesen zu tragen, will er am Mittwoch in Adendorf einmal mehr unter Beweis stellen.

Was vor allem deshalb dringend nötig ist, weil sich die Verfolger der Spitzenreiter der Rangliste bisher prächtig in Szene setzen konnten: Nach 36 Löchern führt der Franzose Mathieu Fenasse mit 9 unter Par vor dem Tschechen Stanislav Matus (-8) und Kenny Subregis (-7), einem weiteren Franzosen. Bliebe es bei diesem Resultat nach drei Runden, wäre Fenasse nicht nur der Turniersieger sondern auch die Nummer 1 der finalen Pro Golf Tour Order of Merit - und Patrick Kopp raus aus den Aufstiegsplätzen. Für Mivis und Kramer blieben die Plätze 4 und 5. Siegt ein anderer Spieler des Führungs-Trios, wird es unter Umständen auch für Kramer eng; allein Mivis kommt wohl auch mit minimaler Punkte-Ausbeute durch.

Kurz nach 15 Uhr am Mittwochnachmittag wird letztlich feststehen, wer den Turniersieg mit dem prächtigen Scheck über 7800 Euro entgegennehmen darf und wessen sportliche Zukunft im nächsten Jahr auf der European Challenge Tour liegt. Max Kramer, der diesen Aufstieg schon mehrfach bewältigt hat, wird wohl erst dann aufhören können rumzurechnen und sich verrückt zu machen.